In der niederländischen Online-Zeitschrift Libertaire orde ist eine Besprechung des Corona-Specials der Zeitschrift espero erschienen, die wir unseren Leser*innen nicht vorenthalten möchten. Die von dem libertären niederländischen Rechtswissenschaftler Thom Holterman herausgegebene Zeitschrift Libertaire orde erscheint als Nachfolge-Publikation der auch international bekannten niederländischen anarchistischen Zeitschrift De AS, die nach fast einem halben Jahrhundert ihr Erscheinen im Winter 2020 eingestellt hat.
Hier nun die Besprechung von Thom Holterman:
ESPERO – Die Corona-Krise und die Anarchie
Kurz vor Weihnachten erschien die zweite Ausgabe des undogmatischen deutschen libertären Magazins espero („Ich hoffe“), ein kostenloses e-zine. Es ist die Fortsetzung einer zehn Jahre zuvor eingestellten Printversion des Magazins. Diese zweite Ausgabe beschäftigt sich mit der Corona-Pandemie. „Ob wir wollen oder nicht, die Pandemie zwingt uns dazu, die Weihnachtsfeiertage auf besinnliche Weise zu verbringen“, so die Herausgeber. „Machen wir das Beste daraus!“
„Krisen wie die Corona-Krise haben das Potenzial, die Menschen zu anderen gesellschaftspolitischen Vorstellungen anzuregen und neue organisatorische Realitäten zu schaffen. So können Krisen zu einem Moment des kollektiven Innehaltens werden, um darüber nachzudenken, welche Art von Leben und Zusammenleben wir künftig haben wollen. Als undogmatisch-libertäre Zeitschrift möchten wir uns an dem gesellschaftlichen Diskurs über die Neugestaltung der Welt nach der Corona-Krise mit unserem heute erscheinenden Themenspecial beteiligen.“, so die Ankündigung der Redaktion.
Design und Gestaltung des espero-Specials
Im April 2020, nach dem Ausbruch der Corona-Krise, veröffentlichten die Herausgeber einen Call for Papers für das aktuelle espero-Special mit dem Titel: „Die Corona-Krise und die Anarchie“. Die Resonanz auf diesen Aufruf war außergewöhnlich und auch international. Die Redaktion hat sich sehr gefreut, das Corona-Special, sozusagen als „Weihnachtsgeschenk“, als Nr. 2 von espero präsentieren zu können.
Diese Ausgabe enthält drei Interviews, eines mit Noam Chomsky, ein weiteres mit Roel van Duijn und schließlich eines mit David Graeber. Außerdem gibt es Artikel und Buchbesprechungen von Markus Henning, P.M., Rolf Raasch, Jochen Schmück, Gerhard Senft, Maurice Schuhmann, Thomas Swann und Sarthak Tomar. Thomas Swanns Artikel bestätigt, was mir kürzlich auffiel, als ich die englische Zeitschrift Anarchy (1960-1970), gegründet von dem englischen Anarchisten Colin Ward, als wirklichen Meilenstein bezeichnete (in: DE AS 208). Denn worauf zielt er ab? Swann schreibt über anarchistische Kybernetik in und nach der Coronavirus-Krise. Kybernetik? Das war doch etwas aus den 1960er/70er Jahren, oder? Ja; und es konnte nicht anders sein: Seine Argumente basieren zu einem guten Teil auf Anarchy, in der etliche libertäre Fachleute über Kybernetik geschrieben hatten. Auf jeden Fall hat es mich gefreut, das Thema wieder auf der Tagesordnung zu sehen, mit den notwendigen Anpassungen und Aktualisierungen – nach einem halben Jahrhundert!
Der Eröffnungsbeitrag der Ausgabe mag noch erwähnt werden. Er stammt von Jochen Schmück und trägt den Titel „Kommt nach der Pandemie die Anarchie?“. Ich werde eine separate Rezension zu seinem Beitrag schreiben – für die Anarchismus-Diskussion, die im Jahr 2021 neu belebt werden könnte. Wenn Sie den Artikel bereits auf Deutsch lesen wollen, können Sie das Magazin herunterladen: klicken Sie HIER.
Thom Holterman
Die niederländische Originalfassung der Rezension findet sich auf dieser Seite